Motto

"Journalismus heißt, etwas zu drucken, von dem jemand will, dass es nicht gedruckt wird. Alles andere ist Public Relations."
(George Orwell)

Mittwoch, 18. Juli 2012

Wozu publizieren?

Eine der möglichen Antworten gibt ein Chefredakteur der "Neuen Rheinischen Zeitung":

Marx 1861 / Bild: Wikimedia
»Man muss den wirklichen Druck noch drückender machen, indem man ihm
das Bewusstsein des Drucks hinzufügt, die Schmach noch schmachvoller, indem man sie publiziert […] Man muss die versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigene Melodie vorsingt!«

(Karl Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung. In: MEW. Bd. 1. S. 381.)

Samstag, 12. Mai 2012

Blogger und Zeitungsleute

Bleiben Blogger und Zeitungsleute auf getrennten Wegen?  

(rh) Ich weiss nicht, ob eine "Abspaltung" "Rote Blogger" von "Rote Reporter" wirklich notwendig ist. Der durchschnittliche "Rote Reporter" würde sie vermutlich zu schätzen wissen, denn Bloggen ist ein schrecklich neues Tor für so manche Kuh in der linken Öffentlichkeitsarbeit. Meine ältesten Blogposts stammen ja auch erst von 2005 - auf Coswig von Links und OWUS Sachsen aktuell. Sieben Jahre erst? Viel zu neu.

Antje Schrupp, Journalistin und Politikwissenschaftlerin, promovierte 1999 über Frauen in der Internationalen Arbeiterassoziation („Erste Internationale“) und bloggt seit 2006.

Die Wahlergebnisse von Schleswig-Holstein - und vielleicht bald auch in NRW stellen brennend die Frage nach der Relevanz dessen, was DIE LINKE seit langem öffentlich kommuniziert. Umdenken ist angesagt - von "oben" beginnend - über die Relevanz und Reichweite - politischer Botschaften.

Auszug aus: Dekoration und Reichweite. Oder auch: Was ist Relevanz? vom 5. Mai 12

Antje Schrupp

von Antje Schrupp 
Relevanz ist ja eine relative Angelegenheit. Sie ist keine objektive Eigenschaft einer Information, sondern ergibt sich erst aus der Wechselbeziehung zwischen einer Information und den Interessen und Wünschen anderer: Was für mich relevant ist, muss für jemand anderen nicht auch relevant sein.
Wahre Relevanz bemisst sich also nicht an Zahlen, sondern an der Passgenauigkeit dieses Scharniers: Ein Blogpost, der zwei Leute zum Umdenken anregt, ist objektiv „relevanter“ als einer, der zwanzigtausend in ihrer Meinung bestätigt.
Reichweite in Quantität zu messen ist 20. Jahrhundert. Aufgrund der physikalischen Knappheit von Verteilungsressourcen gab es ja vor dem Internet keine andere Möglichkeit für eine Idee, zu diesem Scharnier vorzudringen, als die der massenhaften Verbreitung. Je höher die Auflage, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass jemand es findet. Bekanntlich wurde diese Chance aber permanent durch den redaktionellen Zwang zum Konformismus unterlaufen.
Heute ist das anders. Was für mich wichtig ist, wird mich finden. Auch wenn ich möglicherweise die einzige Person auf dieser Welt bin, für die das wichtig ist. (hier Volltext lesen)
DIE LINKE im Westen hat seit Anfang 2011 deutlich mehr als "zwanzigtausend in ihrer Meinung bestätigt" - in ihrem Vorurteil nämlich, dass DIE LINKE unwählbar ist - auch wenn 80 Prozent der Bevölkerung bundesweit ihr in ihren zentralen Einzelfragen (Hartz IV muss weg, raus aus Afghanistan etc.) zustimmen. Bisher ist die "Wechselbeziehung zwischen einer Information und den Interessen und Wünschen anderer" grosszügig übergangen worden. Wir haben's ja. Was wir gründlich gelernt haben ist das kämpferische "weiter so!". Aber das reicht nicht.

Wer das nicht begreift, braucht hier auch nicht zu kommentieren - und kann stolz sein, dass er/sie auch weiterhin "zwanzigtausend in ihrer Meinung bestätigt". Es muss schliesslich auch Verlierer geben.

Samstag, 24. März 2012

Zielgruppen und linke Öffentlichkeitsarbeit

Wen wir alles erreichen wollen - und mit welch cleveren Mitteln wir das Ziel manchmal verfehlen

von (c) Reinhard Heinrich 

Vorrede

Jede Partei ist natürlich die Beste - das kann man auf jedem Wahlplakat lesen - sowie in eigenen und/oder nahestehenden Publikationen. Da sind alle gleich. DIE LINKE macht da keine Ausnahme. Unterschiede hingegen gibt es merkwürdigerweise bei Wahlergebnissen. Da gibt es eigentlich nur Ausnahmen. Jede Partei (fast jede) interpretiert ihre schwindende Akzeptanz mit den unglücklichen Umständen, die zufällig gerade auftraten, als der Wähler sich so falsch entschied. Und dann wird eine Auswertung angesetzt - nach diesen ersten, "in der Kürze der Zeit notwendigerweise unvollständigen" Wertungen und Schlussfolgerungen. Und wenn die genannte "Kürze der Zeit" vorbei ist, der politische Alltag herrscht, dann geschieht es: Das stabile Nichts, das uns über die Legislaturperiode trägt.

Erfolgreiche Parteien wissen das natürlich alles schon - es hat daher keine Zweck, die folgenden Bemerkungen ihnen hier zu verheimlichen. Damit bleibt nur der Schluss: (Politik-)Marketing interessiert kein Schwein.

Was wir über Politik-Marketing wissen sollten

Beim Beschäftigen mit den Grundlagen des Stadtmarketings fällt auf:
Zielgruppen des Stadtmarketings sind (lt. Wikipedia) - in genau dieser Reihenfolge:
  1. Einwohner einer Stadt. Als Zielgruppe des Stadtmarketings beinhaltet diese die in der Stadt lebenden Bürger sowie potenzielle Bürger. 
  2. Unternehmen und potenziell ansiedlungswillige Unternehmen sind die zweite Zielgruppe. 
  3. Touristen sind als zahlungskräftige Zielgruppe von tragender Bedeutung. 
  4. Verwaltungsangestellte sowie die Stadtmarketingorganisationen stellen die vierte wichtige „interne Zielgruppe“ des Stadtmarketings dar.

Übertragen auf die Öffentlichkeitsarbeit von Parteien bedeutet das: Die vier Zielgruppen sind